Dienstag, 23. Oktober 2012

Analyse: Apples Weg zum Mobile Payment [Update]

Apple hat zweifelsohne einen enormen Einfluss auf das 21. Jahrhundert: Das Unternehmen hat den Musikmarkt mit iTunes und dem iPod radikal verändert, den Tabletmarkt mit dem iPad einem Massenpublikum vorgestellt und das Smartphone in die Hände der Menschen gebracht. Mit einer solchen Historie warten Investoren, Analysten und letztlich die Kunden auf die nächste Revolution.

Hier eine Übersicht, wie Apple Mobile Payment zum Massenphänomen machen könnte:

Die Ausgangslage: 
Apple hat mit iOS6 eine neue App vorgestellt - Passbook (Mehr Infos hier).  Diese ermöglicht das Speichern von Coupons, Loyalitätsprogrammen und Tickets. In Deutschland sind die Einsatzmöglichkeiten noch begrenzt: Lufthansa, Euronics und HRS unterstützen es bisher - die USA sind hier schon einen Schritt weiter. Die Datenkommunikation erfolgt über einen QR-Code, der vom iPhone am Point-of-Sales erzeugt wird und vom Händler gescannt wird.

Das Potential:
Bisher ermöglicht Passbook nur eine Hälfte von dem, was eine Mobile Wallet können sollte: Nur "Extras" wie Coupons und Tickets, aber keine echte Bezahlung mit Visa und MasterCard. Die Einsatzmöglichkeiten sind derzeit demnach limitiert, auch das Potential von Passbook?
Zwei Dinge sprechen dagegen: Die Masse an Kreditkarteninformationen von iTunes Kunden und die Bereitschaft der Apple-Kunden, Innovationen zu testen und zu nutzen. Ersteres belegt beispielsweise die Masse von 16 Milliarden Songs, die bis 2011 von iTunes heruntergeladen wurden. Letzteres könnte das fundamentale Problem bisheriger Lösungen überbrücken, die es einfach nicht in die Hände der Kunden schaffen.

Die mögliche Roadmap:
  • Apple hat sich für QR-Code als Datenkommunikation entschieden und tritt damit in Konkurrenz zu NFC-Lösungen. Es ist wahrscheinlich, dass Apple zumindest mittelfristig diesem Ansatz treu bleibt und auf seiner Passbook Lösung aufbaut, da QR-Codes bisher eher nutzbar sind als eine NFC Kommunikation. Allerdings ist es schwer vorstellbar, dass QR-Codes, eine Technik, die bisher selten genutzt wird und relativ fehleranfällig ist, die langfristige Zukunft von Mobile Payment darstellt. Google Wallet Chef Osama Bedier, bezeichnet NFC von daher als "Ziel-Lösung" (Destination solution) und somit QR-Codes nur als Übergangslösung. Da Apple bisher immer durch einfache Bedienbarkeit bestach ist dies ein Argument, was langfristig die Abkehr von QR-Codes nach sich ziehen könnte.
  • Bisher ist Passbook nur ein Testballon. Sollten erste Nutzungsdaten positiv ausfallen, ist es wahrscheinlich, dass die zweite Säule einer Mobile Wallet, die Bezahlung per Kreditkarte, ausgebaut wird. Hierzu müssen entweder Kooperationen mit Kreditkartenunternehmen geschlossen werden oder der iTunes Store zur Payment-Plattform ausgebaut werden. Mit letzterem würde Apple sein angestammtes IT-Revier deutlich verlassen und letztlich zum Payment Akteur werden. Es ist aber fraglich, ob Apple diesen Datenschatz wird ignorieren können.
  • Ein großes Problem liegt allerdings an möglichen Konflikten mit den derzeitigen Telekommunikationspartnern von Apple, sowohl Verizon und AT&T in den USA als auch T-Mobile in Deutschland, die mit Isis Wallet (Details hier) und myWallet (Details hier) eigene Mobile Wallet Lösungen gestartet haben. Vor allem in Hinblick auf NFC-Lösungen spielt die SIM-Karte des Handys eine wichtige Rolle, da aus Sicherheitsaspekten diese mit einem NFC-Chip ausgerüstet wird.

Fazit:
Sowohl NFC als auch QR Technologie bieten derzeit Vor- und Nachteile und ein "Sieger" ist mittelfristig nicht auszumachen. Es würde nicht überraschen, wenn auch Apple dies so sieht und langfristig einen dritten Weg wählt, eine Lösung nach Square Wallet: Hier erfolgt die Datenkommunikation per Internet und gibt dem Nutzer eine maximal einfache Handhabung (Details hier). Apple könnte im Windschatten von Square damit auf sehr elegantem Weg die Zahlung per iTunes ermöglichen, ohne auf NFC oder QR setzen zu müssen

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